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Donnerstag, 26. Januar 2017

Brauchen wir eine neue Definition unserer Monde?



Abstract:
Die physikalischen und chemischen Ähnlichkeiten im Aufbau von Zwergplaneten und großen Monden der Gasplaneten veranlassen die Autoren, die bisherige Unterscheidung in Frage zu stellen. Statt strikt nach Umlaufbahnen zu urteilen, sollte der Aufbau der Welten stärker berücksichtigt und u. a. eine eigene Klasse für einander so ähnliche Welten wie Pluto, Triton und Titan beschaffen werden. Es wird vorgeschlagen, für Monde in hydrostatischem Gleichgewicht die ausgestorbene Bezeichnung Nebenplaneten (engl. secondary planets) wiederzubeleben.

Keywords:
Pluto, Charon, Titan, Ceres, Triton, Zwergplaneten, Monde, Tholin


Montage by Emily Lakdawalla. Data from NASA / JPL, JHUAPL/SwRI, SSI, and UCLA / MPS / DLR / IDA,
processed by Gordan Ugarkovic, Ted Stryk, Bjorn Jonsson, Roman Tkachenko, and Emily Lakdawalla.

Brauchen wir eine neue Definition unserer Monde?

2015 hat uns eine wissenschaftliche Revolution beschert, die wir noch nicht in ihrem vollen Umfang überschauen. Mit der Ceres und dem Pluto wurden gleich zwei Zwergplaneten auf einmal von Raumsonden besucht. Ihre Erkenntnisse veranlassen uns zu der Überlegung, ob die bisherige Unterteilung der Objekte im äußeren Sonnensystem noch brauchbar ist.
Wenn es heute heißt, dass die Ceres ein Eindringling im Planetoidengürtel sei, der sich weiter draußen im Sonnensystem entwickelt habe, ist sie dann nicht womöglich eher den Eiswelten des Kuiper-Gürtels zuzurechnen [1]? Wenn wir sehen, wie chemisch und physikalisch ähnlich sich der Pluto und der Saturnmond Titan sehen [2] (beide haben zum Beispiel praktisch dieselbe Dichte), ist es dann noch gerechtfertigt, sie in zwei verschiedene Klassen einzustufen, nur, weil der eine von ihnen eine größere Welt umkreist und der andere eine kleinere?

Es wäre womöglich sinnvoller, Objekte im Sonnensystem planetologisch zu klassifizieren statt lediglich nach ihren Umlaufbahnen. Mit den erdähnlichen und jupiterähnlichen Planeten haben wir einen guten Anfang gemacht, etwas weniger glücklich haben wir das mit den Zwergplaneten fortgesetzt. Unseres Erachtens brauchen wir eine ähnliche Einteilung für unsere Monde, die auch gemeinsame Klassen für Objekte mit ähnlichem Aufbau zulässt.


Aber nicht „Zwergplaneten“, bitte. Ich könnte nicht guten Gewissens den Titan als Zwerg bezeichnen, wo er doch größer ist als der Merkur.

Das ist eines der Probleme mit der Definition der Internationalen Astronomischen Union: Die Ceres ist so ziemlich das Kleinste, was noch als Zwergplanet durchgehen kann, aber man hat versäumt, eine Obergrenze festzulegen. Wie groß muss ein Zwergplanet denn werden, damit er zu einem richtigen Planeten wird? Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass alles unter dem Oberbegriff Planet zusammengefasst werden sollte, was sich nach der geltenden Definition im hydrostatischen Gleichgewicht befindet.

Also alles, was mehr oder weniger rund ist.

Wobei uns die Haumea ein Problem darstellt. <lacht> Was die großen Monde angeht, schlagen wir vor, für Monde im hydrostatischen Gleichgewicht den Ausdruck Nebenplaneten wiederzubeleben, der im 18. und 19. Jh. für Satelliten im Sonnensystem gängig war. Er geriet offenbar mit der Entdeckung der Marsmonde außer Mode, denn diese beiden Kartoffeln konnte niemand mehr guten Gewissens als Planeten bezeichnen. Dann hätten wir im inneren Sonnensystem fünf erdähnliche Planeten: die vier Hauptplaneten Merkur bis Mars sowie den Nebenplaneten Mond. An den vier Gasplaneten ändert sich nichts. Wir brauchen jedoch eine neue Klasse für Eis/Tholinwelten wie Titan, Triton und Pluto.

Oder allgemeiner für Planeten mit Eiskruste und flüssigem Wassermantel? Dann würden auch der Zwergplanet Ceres erfasst sowie weitere aktive Nebenplaneten wie der Enceladus.

Das wäre zu überlegen. Man könnte sie als plutoähnliche Planeten bezeichnen zur Beruhigung der Gemüter drüben, jenseits des großen Teichs [3], auch wenn historisch gesehen vielleicht eher der Titan der Prototyp der großen Eisplaneten wäre.

Was ist mit den Galileischen Monden?

Wir sind unentschieden darüber, ob sie einzuschließen wären. Der Io ist ganz sicher ein Fall für sich. Insbesondere die Callisto mag aber durchaus in dieselbe Klasse fallen, wo doch auch ihre Dichte mit der des Plutos vergleichbar ist. Was meinen die Leser? Wir nehmen gerne Vorschläge und Anregungen entgegen!


[1] Möhn/Klemenčič/Riemann (Codex Regius): „Ceres – Plutos kleine Schwester“, Wiesbaden/Ljubljana 2017 (in Vorb.)

[2] Möhn/Klemenčič/Riemann (Codex Regius): „Titan – Plutos großer Bruder“, Wiesbaden/Ljubljana 2016

[3] Möhn/Klemenčič/Riemann (Codex Regius): „Pluto & Charon“, Wiesbaden/Ljubljana 2016

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