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Montag, 27. März 2017

Neuerscheinung im März 2017: Ceres: Plutos kleine Schwester

So! Den dritten Band unserer Reihe über Zwergplaneten und Nebenplaneten des Sonnensystems habe ich gerade als Druckausgabe hochgeladen, er sollte ab morgen über Amazon bestellbar sein! [Nachtrag: Hier geht es zur Druckausgabe, das eBuch wird im April freigegeben.]

Die NASA hatte 2015 inoffiziell zum Jahr der Zwergplaneten ausgerufen. Innerhalb nur weniger Monate kam die Raumsonde Dawn beim erdnächsten Zwergplaneten Ceres an und die Sonde New Horizons flog am Pluto vorbei. Damit sind nun alle Himmelskörper zwischen der Sonne und dem Innenrand des Kuiper-Gürtels von mehr als knapp 1000 km Durchmesser optisch erfasst worden.
Die Dawn hatte zu diesem Zeitpunkt schon eine lange Reise hinter sich. Eine Weile hatte sie den Protoplaneten Vesta umkreist, der wie die Ceres auf einer exzentrischen, stark geneigten Bahn zwischen Mars und Jupiter umläuft. Dieser Abschnitt ihrer Mission kann im vorliegenden Buch aus Platzgründen leider nicht behandelt werden, wir werden ihm einen späteren eigenen Band widmen. Die Beobachtung der Ceres läuft indes weiter und wird noch fortgesetzt werden, bis sich spätestens 2019 der Hydrazintank der Dawn geleert hat und sie als manövrierunfähiger Satellit den Zwergplaneten weiter begleiten wird.
Dawn und New Horizons waren nur zwei der unbekannten Raumfahrtmissionen, mit denen im 21. Jahrhundert das Sonnensystem erforscht wird. Neben verschiedenen Sonden und Landegeräten auf dem Mond und dem Mars sahen wir auch Messenger den Merkur umkreisen, Venus Express die Venus, Juno ist derzeit am Jupiter aktiv, Cassini wird im September 2017 in den Saturn stürzen. Keine neuen Anflüge sind derzeit leider für die äußeren Planeten Uranus und Neptun und deren Satellitensysteme vorgesehen, von denen wir bis heute nur die kurzen Blicke kennen, die Voyager 2 im Vorbeirasen auf sie geworfen hat.
Und dann war da auch noch die Rosetta mit dem unglücklichen Lander Philae, der sich auf dem Kometen Tschurjumov-Gerassimenko geradezu zu Tode hopste. Aber neue Raumflugunternehmen insbesondere zu den Kleinplaneten des Sonnensystems sind bereits unterwegs: Der inzwischen beendeten Hayabusa zum Planetoiden (25143) Itokawa folgt Hayabusa 2  zum erdnahen (162173) Ryugu, OSIRIS-REx hat sich auf den Weg zu dem weitgehend aus Eisen bestehenden (101955) Bennu gemacht, und am Neujahrstag 2019 wird die bestens funktionsfähige New Horizons sehr dicht an dem noch immer namenlosen Kuiper-Gürtelobjekt 2014 MU69 vorbeiziehen.
Bei all diesen Ereignissen stand die kleine Ceres ein wenig im Schatten vor allem ihres spektakulären großen Bruders Pluto. Das Unternehmen Dawn war jedoch höchst erfolgreich. Fachartikel der beteiligten Forschergruppen erscheinen weiterhin in schneller Folge: Der neueste, der in dieses Buch einging, erschien am 22. März 2017, gerade eine Woche vor der Drucklegung, und er behandelte die Frage, an welchen Stellen auf der Oberfläche sich Wassereis langfristig halten kann.
An einigen Beobachtungen der Dawn  entzündet sich die Fantasie: Die Ceres ist ein grandioses Rohstofflager für den Bergbau, aus ihren Mineralien ließen sich ganze Raumschiffsflotten bauen. Und noch schöner: Es sind alle Zutaten vorhanden, um irgendwo in der Tiefe eine präbiotische Chemie anzustoßen, also Vorstufen zum Leben, wenn nicht gar mikrobielle Lebensformen selbst. Die Ceres, eine bewohnte Welt?
Damit reiht sich der erdnächste Zwergplanet in die einst für erstarrte Eisklumpen gehaltenen, aktiven Welten wie Europa, Enceladus, Dione, Titan und Pluto ein; auch, wenn die Ceres offenbar keinen weltweiten Ozean unter ihrer Kruste birgt, wie man ursprünglich angenommen hatte, so gibt es doch stellenweise eine brackige Sole, die zu manchen Gelegenheiten an die Oberfläche spritzt. Es verführt zu Träumen zu einer Nachfolgemission zu der kleinen Dawn, die mit nur drei Instrumenten an Bord eine ganze Welt zu erkunden hat. Ein Ceres Polar Lander ist angeregt worden, der mit einer Sojus-Rakete zu starten wäre und nach vier Jahren Flugzeit zuerst in den Orbit gehen und danach auf die Oberfläche absteigen sollte - um nach primitivem Leben auf der Ceres zu suchen (so verkauft man seine Projekte an den amerikanischen Congress).
Sogar eine bemannte Mission zur Ceres wird in Betracht gezogen. Angeblich sei sie nicht aufwändiger als ein Flug zum Mars, mit 270 Tagen in eine Richtung sei auch die Flugzeit ungefähr dieselbe, wenn man ein atomgetriebenes Raumfahrzeug verwende. Das aber erfordert noch ein paar technische Innovationen. Ein unbemanntes Landegerät ist indessen heute schon machbar - sofern sich die Verantwortlichen überzeugen lassen, dass er sein Geld wert ist.
Mit diesem Buch möchten wir unseren kleinen Beitrag  zu dieser Diskussion leisten.

A. Möhn, M. Klemenčič
im März 2017

Nachtrag: Eine kostenlose Leseprobe gibt es wie üblich auf Academia.edu.

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