Kontroverse schafft Umsatz? Als unser Freund Dr. Riemann im Vorwort zu "Pluto & Charon - Die Raumsonde New Horizons in den fernsten Weltenweiten" schrieb: "Auch wenn Pluto wohl nicht wieder in den Planetenstatus erhoben wird ...", handelte er sich damit harsche Kritik von berufener (amerikanischer) Seite ein. Einige Facebook-Kommentare verlangten sogar die Streichung dieses infamen Halbsatzes aus dem publizierten Buch!
Vor allem verletzter Nationalismus dürfte aus diesen Kommentaren sprechen. Denn wo liegt eigentlich das Problem? Seit 2006 ist Pluto eben kein regulärer (großer) Planet mehr, sondern fällt zusammen mit Ceres (im Asteroidengürtel) und einigen anderen Kleinwelten (draußen im Kuipergürtel) in die neu geschaffene Kategorie der Zwergplaneten. Damit hat das Sonnensystem offiziell nur noch acht große Planeten, denn die Zwergplaneten werden hier nicht mitgezählt. Auch eine separate Zählung ist noch nicht etabliert, da die Liste der Zwergplaneten jenseits des Neptuns nicht vollständig ist und wohl auch für lange Zeit noch nicht sein wird.
Das dürfte sich wohl kaum als Planet qualifizieren: Der ausgefallen geformte Zwergplanet Haumea http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Haumea_Rotation.gif |
Nun ist die Definition, was einen Zwergplaneten von "normalen" Planeten unterscheide, ziemlich an den Haaren herbeigezogen: Was soll vor allem der Grundsatz, ein "richtiger" Planet müsse durch seine Massenanziehung die Umgebung von Schutt freigeräumt haben, eigentlich bedeuten? Genau genommen lässt sie sich noch nicht einmal auf den Jupiter anwenden, denn da ist nichts mit "freigeräumt": Er wird auf seiner Umlaufbahn von tausenden Planetoiden begleitet, den so genannten (Griechen und) Trojanern, die alle nach homerischen Helden benannt sind. Eine Änderung ist hier sicher erforderlich, auch weil die Definition noch andere Mängel aufweist: Sie deckt weder Planeten in anderen Sternsystemen ab (ein "richtiger" Planet soll tatsächlich die Sonne umkreisen!) noch solche, die sich womöglich aus dem Sonnensystem gelöst haben und eigene Wege gehen.
Ich schätze aber, wenn solch eine Umdefinierung beschlossen werden sollte, dann wird die internationale Gemeinschaft schon darauf achten, dass sich an Plutos Status als Zwergplanet nichts mehr ändert. Denn es ließe sich kaum vermeiden, dass in diesem Fall auch Ceres unter die Definition eines "richtigen" Planeten fiele - aber Jupiter vom fünften zum sechsten Planeten des Sonnensystems zu degradieren, das wird niemand wagen.
Ich schätze aber, wenn solch eine Umdefinierung beschlossen werden sollte, dann wird die internationale Gemeinschaft schon darauf achten, dass sich an Plutos Status als Zwergplanet nichts mehr ändert. Denn es ließe sich kaum vermeiden, dass in diesem Fall auch Ceres unter die Definition eines "richtigen" Planeten fiele - aber Jupiter vom fünften zum sechsten Planeten des Sonnensystems zu degradieren, das wird niemand wagen.
Dr. Riemann hat also Recht mit seiner Prognose, dass die Aberkennung des Planetenstatus endgültig ist. Unsere amerikanischen Freunde werden auch weiterhin damit leben müssen, dass "ihr" einst neunter Planet doch kein richtiger Planet ist. Immerhin sind sie dafür entschädigt worden, in dem Pluto zum Namenspatron von gleich zwei neuer Sonderklassen erhoben wurde: der Plutoiden und der Plutinos. Was es damit auf sich hat, ist im Buch erklärt.